Ein Artikel verfasst in einem stillen Raum, unter denkenden Händen, ohne Kameras. Nur Bücher, Papier und der Ernst der Lage.
Ein König ist gefallen – aber der Staat bleibt machtlos
Am 13. Mai 2025 verbot die Bundesregierung das sogenannte „Königreich Deutschland“ – eine bizarre Mischung aus Esoterik, Staatsverweigerung und Scheinmonarchie. Für Peter Fitzek, den selbsternannten König, endet damit ein Jahrzehnt in einer Parallelwelt. Für Alexander Dobrindt, den neuen Bundesinnenminister, beginnt eine Amtszeit mit einem PR-wirksamen Paukenschlag.
Doch während das Kabinett sich auf die Schulter klopft, stellen sich drei Fragen, die weit über das Reichsbürgertum hinausreichen: Was genau wurde hier eigentlich verteidigt? Wogegen wird nicht entschieden genug vorgegangen? Und wie verliert ein Staat den Blick für das Wesentliche?
Eine absurde Szene – mit realem Echo
Was auf den ersten Blick wie ein Kuriosum erscheint – Menschen, die eigene Ausweise drucken, Fantasie-Gerichte gründen und eine „Engelwährung“ ausgeben –, ist Teil eines tiefer liegenden Problems: die weltweite Erosion institutionellen Vertrauens.
Wie in den USA mit QAnon oder in Frankreich mit radikalen Landkommunen, greifen in Deutschland Gruppen Raum, die Realität gegen Mythos tauschen – aus Entfremdung, aus Kontrollverlust, aus stiller Verzweiflung. Doch es sind Symptome, nicht Ursachen. Und sie bannen die Aufmerksamkeit, während die eigentlichen Gefahren wachsen.
Der Staat schlägt zu – wo es am einfachsten ist
Die Reichsbürger sind sichtbar, schrill, und bieten eine mediale Projektionsfläche. Es ist leicht, sie zu verbieten. Schwer ist es, gegen die Strukturen vorzugehen, die wirklich Staatlichkeit aushöhlen: Clans, mafiöse Netzwerke, Parallelgesellschaften mit Gewaltmonopol.
In Duisburg oder Neukölln erpressen ganze Familienverbände den Alltag, unterwandern Verwaltungen, bedrohen Zeugen – doch dort fehlt es oft an politischem Mut, an Kontinuität, an Tiefe. Dobrindts Aktion wirkt im Vergleich dazu wie ein Schauspiel: mit echtem Applaus, aber geringem Handlungsertrag.
Symbolpolitik, Staatsversagen, Demokratieerschütterung
Die Demokratie lebt von glaubwürdiger Stärke, nicht von Inszenierung. Ein Innenminister wird nicht an Verboten von Randgruppen gemessen, sondern an seinem Willen, sich den Zonen der Rechtlosigkeit zu stellen. An seiner Fähigkeit, die Polizei zu stärken, die Justiz durchzusetzen, den gesellschaftlichen Konsens zu verteidigen.
Was heute als Sieg verkauft wird, könnte sich als Ablenkung herausstellen. Der Fall Fitzek ist abgeschlossen. Der Fall der politisch ignorierten Parallelrealitäten aber bleibt ungelöst.
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