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Samstag, 10. Mai 2025

Bitcoin im Staatshaushalt: New Hampshire setzt ein globales Signal


Erstmals erlaubt ein US-Bundesstaat die strategische Reservehaltung von Bitcoin. Was hinter dem Gesetz steckt, wie realistisch ein Nachahmungseffekt ist – und warum Fakten statt Euphorie gefragt sind.

New Hampshire schreibt Geschichte: Mit der Unterzeichnung des Gesetzes HB 302 durch Gouverneurin Kelly Ayotte wird der Bundesstaat zum Pionier in der institutionellen Adoption von Bitcoin. Das Gesetz erlaubt der Staatskasse, bis zu fünf Prozent der öffentlichen Rücklagen in Bitcoin oder andere digitale Vermögenswerte mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 500 Milliarden US-Dollar zu investieren. De facto betrifft dies ausschließlich Bitcoin. Die Entscheidung fällt in eine Zeit zunehmender Zweifel an der Stabilität staatlicher Währungen. "Wenn die Regierung den US-Dollar besser managen würde, bräuchten wir Bitcoin nicht", erklärte Keith Ammon, republikanischer Abgeordneter und Initiator des Gesetzes.

Gleichzeitig verabschiedete der Bundesstaat Arizona ein eigenes Gesetz, das zwar keine aktive Investition vorsieht, jedoch die Verwahrung nicht beanspruchter digitaler Vermögenswerte und deren potenzielle Staking-Erträge erlaubt. Beobachter werten diese Schritte als regulatorische Vorboten eines möglichen Trends. Texas, Wyoming und Florida prüfen laut interner Quellen ähnliche Gesetzesvorlagen.

Ein Bericht der Investmentbank Morgan Stanley deutet auf mögliche makroökonomische Auswirkungen hin: Sollte Bitcoin als strategisches Reserve-Asset ähnlich wie Gold international anerkannt werden, könnten bis zu 370 Milliarden US-Dollar an Nachfrage generiert werden. Das würde etwa 12 bis 17 Prozent des umlaufenden Bitcoin-Angebots absorbieren. Der Effekt auf das Marktgleichgewicht wäre erheblich. Doch Experten mahnen zur Vorsicht. "Bitcoin ist nach wie vor ein hochvolatiles, schwer kontrollierbares Asset," erklärt Prof. Nouriel Roubini. "Wer es in die gleiche Liga wie Gold oder Staatsanleihen stellt, blendet fundamentale Risiken aus."

Einordnung liefert auch die Methode der Faktenorientierung nach Hans Rosling: Von einer globalen Adoption zu sprechen, ist gegenwärtig übertrieben. Zwei Bundesstaaten mit Gesetzen, keine dokumentierte Transaktion, keine vollzogene Investition. Die gesetzliche Höchstgrenze ist kein Muss, sondern eine Option. Auch bleibt der Großteil der staatlichen Rücklagen konservativ in Cash oder Anleihen gebunden. Die Annahme, dass die Bitcoin-Adoption nun exponentiell an Fahrt gewinnt, entbehrt faktischer Grundlage.

Trotzdem ist festzuhalten: Der erste Schritt ist getan. Ein souveräner US-Bundesstaat verankert Bitcoin als potenziellen Schutz gegen Inflation in seiner Finanzstruktur. Das ist keine Revolution – aber ein relevanter Wendepunkt. Die USA halten bereits über 35 Prozent des globalen Bitcoin-Bestands, was geopolitisch nicht zu unterschätzen ist. Noch ist Bitcoin nicht reif für den Status eines globalen Reserveinstruments. Doch die politische und institutionelle Reise hat begonnen. Ob sie zu einem Systemwechsel führt, wird nicht von Gesetzen, sondern von Realität, Vertrauen und regulatorischer Reife bestimmt.

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