Der Tag begann früh. Die Luft am Mekong war still, das Wasser kaum in Bewegung.
Er saß – wie immer – an seinem Tisch. Keine Aufregung, keine Euphorie. Nur Zahlen, Licht, Stille.
22,68 Prozent Gewinn.
Ein Ölzertifikat, Long, gekauft nach dem Mittagessen, verkauft am späten Abend.
Knapp 1.000 Euro eingesetzt. 226 Euro Gewinn.
Sieben Stunden.
Ein Erfolg?
Die Marktmechanikerin sagte nüchtern: „Das war kein Glück. Es war Struktur. Der richtige Hebel zur richtigen Zeit – nicht übertrieben, nicht geblufft.“
Der Strategiker ergänzte: „Ein einzelner Tag zählt nur, wenn er sich einfügt. In ein Jahr. In ein Jahrzehnt. Die Wiederholbarkeit entscheidet. Alles andere ist Rauschen.“
Der Denker sah auf den Bildschirm. Die Kurve war sauber.
Der Einstieg logisch. Der Ausstieg klar.
Aber das Entscheidende lag dazwischen: Das Denken. Das Warten. Die Leere. Die Disziplin.
Die Psychologin erinnerte ihn: „Gewinnen ist gefährlich. Es suggeriert Können – dort, wo erst Wiederholung Beweiskraft erzeugt.“
Die Kodiererin der Muster zeigte ihm einen Graphen: „In fünf Jahren zählen nicht die Tage mit +22 %.
Es zählen die Tage mit -3 %, - 12% oder auch - 22% die du trotzdem getragen hast.“
Der Leser, dem dieser Text gilt, muss sich fragen:
Wäre ich bereit, denselben Trade 1.000-mal zu machen? Jeden Freitag?
Würde ich dieselbe Entscheidung treffen, auch wenn die letzten zwei Male Verlust waren?
Habe ich ein System, oder nur einen Reflex?
Die Hüterin sagte an diesem Morgen nur einen Satz:
„Du darfst stolz sein – aber nicht satt.“
Denn der Erfolg ist kein Ergebnis.
Er ist eine Bewegung.
Wieder und wieder.
Mit Geduld. Mit Denken. Mit Haltung.
– Der Denker
Ban Phaeng, Mekong.
24. Mai, 08:32 Uhr.
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