Startseite

Samstag, 16. November 2013

Das neue Indochina (1/2) Mopeds und Milliardäre im Vietnam und (2/2) Marx und Mönche in Laos (Dokumentation)



 Die Zukunft riecht in Vietnam nach Zweitaktergemisch. Die vielen Mopeds lassen kaum Platz und Sauerstoff zum Atmen. Doch das Land hat noch viel vor. Der Vietnamkrieg liegt längst zurück, der größte Teil der Bevölkerung hat weder die brutale Bombardierung durch die USA noch den Abzug der geschlagenen Supermacht erlebt.

 Zwischen Hanoi und Mekong-Delta prägen Bentleys und Maybachs das Straßenbild. Mobile Zeichen des neuen Wohlstandes, den man auch zeigen will. In der pulsierenden Wirtschaftsmetropole Ho Chi Minh City wachsen neue Wolkenkratzer als Wahrzeichen der vietnamesischen Energie in den Himmel, während unten weiter Fahnen mit Hammer und Sichel oder dem gelben vietnamesischen Stern auf rotem Grund wehen. Das Land bleibt zwar offiziell kommunistisch, seit gut 20 Jahren hat die Einheitspartei aber ihren Frieden mit dem Kapitalismus gemacht. 

Auf seiner Reise von Norden nach Süden hat PHOENIX-Korrespondent Peter Kunz erlebt, dass der Siegergeist aus der Kriegszeit doch auch bei der jüngeren Generation psychologisch Spuren hinterlassen hat. Seit die Vietnamesen in ihrer Geschichte Chinesen, Franzosen und Amerikaner aus dem Land getrieben haben, mangelt es der Nation nicht an Selbstbewusstsein. Die modernen Drachensöhne lassen sich ungern etwas sagen, wissen im Zweifel alles besser und haben keinen Zweifel am Aufstieg ihres Landes zu einer mächtigen Mittelmacht in der Region. Sie werden auch die "Preußen Asiens" genannt. Den Spitznamen tragen die Vietnamesen nicht von ungefähr.

 

Auf den ersten Blick könnte man meinen die demokratische Volksrepublik sei noch ein Land von gestern, pittoresk und anrührend. Seit einigen Jahren probiert sich Laos jedoch in einer ganz eigenen Mischung aus Sozialismus und Marktwirtschaft. Die politischen Zügel bleiben zwar fest angezogen. Wirtschaftliche Freiheit wird dennoch gewährt. 

 Während der vorsichtige Kurs wirtschaftlicher Liberalisierung und Öffnung nach außen Wirkung zeigt, gilt Laos immer noch als eins der ärmsten Länder der Welt. Doch langsam hält selbst auf den Dörfern ein bescheidener Wohlstand Einzug. Bodenschätze, eine reiche Natur und der große Fluss Mekong, die Lebensader Südostasiens, ziehen sich durch das Land, indem meist auch unter widrigsten Umständen allergrößte Gelassenheit herrscht. Zwölf Monate hat das Jahr auch hier, doch gibt der buddhistische Mondkalender darüber hinaus in dieser Zeit auch zwölf Feste vor. Lenin lernen und Buddha leben, nach diesem Prinzip bleibt alles fließend: die Zeit, die Zukunft, die Vergangenheit, der Mekong und seine Nebenflüsse, das Bier. Beer Lao ist weiterhin der größte Industriebetrieb des Landes - und die Produkte der Brauerei sollen als "Botschafter des Landes" begriffen werden, sagt Meisterbrauer Sithixay, der vor Zeiten in der DDR studiert hat. 

Im Vietnamkrieg war Laos zwar offiziell neutral, seine Lage am Ho Chi Minh-Pfad machte das Land jedoch für alle Kriegsparteien zu einem entscheidenden Schlachtfeld in Indochina. Vietnamesische Truppen halfen der kommunistischen Pathet Lao-Bewegung in Laos die Monarchie abzuschaffen und die Macht zu übernehmen. Insgesamt fielen auf Laos dabei so viele Bomben wie auf ganz Europa im Zweiten Weltkrieg.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen