Das was fälschlicherweise als Meditation in westliche Sprachen übersetzt wurde, heisst in der Palisprache Citta-Bhāvanā und wie wir später sehen werden hat Meditation mit Citta-Bhāvanā nicht viel gemeinsam. In wichtigen Dingen ist es das Gegenteil.
In diesem Artikel geht es mir nicht darum, alle Aspekte und Facetten der Citta-Bhāvanā aufzuzählen. Es geht auch nicht darum, Formen und Techniken des Mahayana aufzulisten und zu besprechen. Wir haben mit der ursprünglichen Lehre des erhabenen Buddhas, dem Theravāda, bereits genügend Stoff. Aber auch wenn wir uns hier nur auf den Theravāda konzentrieren, kann nicht alles besprochen werden. Folglich kann dieser Aufsatz nicht als in sich abgeschlossenes Werk betrachtet werden. Dieser Text beinhaltet nicht das ganze Spektrum von Citta-Bhāvanā, sondern nur einzelne Themenbereiche.
Wie bei allen meinen Texten und Videos liegt es mir daran, Euch zu inspirieren und dazu noch ein paar Informationen obendrauf zu packen.
Definition und Übersetzung
Meditation kommt vom lateinischen meditatio und bedeutet nachdenken, nachsinnen, überlegen. Eine Meditatio gliedert sich in vier Schritte. Erstens die Meditatio (gegenstandfreie Anschauung, im Sinne von: den Geist ruhig werden lassen), die Lectio (aufmerksame Lesung), die Oratio (Gebet) und die Contemplatio (gegenständliche Betrachtung, Kontemplation). Diese vier Schritte finden in einem zeitlich begrenzten Rahmen statt.
Citta-Bhāvanā setzt sich aus den Worten Citta und Bhāvanā zusammen. Citta ist eines der Paliworte, die sehr schwierig zu übersetzen sind, weil wir im Deutschen keine Entsprechung dafür haben. Wenn wir aber mit den deutschen Worten Herz, Geist und dem Teil, der nie geboren wurde und auch nie sterben wird (selbst im Parinibbāna nicht) das Citta beschreiben, sind wir gut dran, mehr können wir und brauchen wir auch nicht. Das Citta selbst ist wie ein Diamant. Sehen und erklären können wir nur die geschliffenen Seitenflächen eines Diamanten. Aber diese Seiten sind doch nicht der Diamant selbst. Bhāvanā bedeutet Entwicklung, Wachstum, Kultivierung, etwas erzeugen, aber auch geschehen lassen.
Zusammengesetzt kann man es als Geistesschulung, Geistestraining, Geisteskultivierung, u.s.w. nennen. Je nachdem, was wir gerade tun, ist eine der Bezeichnungen zutreffend. Citta-Bhāvanā ist allgemein gesehen keine zeitlich begrenzte Aktion, sondern vielmehr eine kontinuierliche Schulung. Im Tagesablauf sind zeitlich begrenzte Meditationsübungen im Sitzen und im Gehen sehr sinnvoll.
Ein wenig konkreter
Citta-Bhāvanā findet nicht nur zweimal pro Tag, während einer Stunde im Sitzen auf dem Meditationkissen statt, sondern beginnt im Augenblick des Aufwachens und endet mit dem Augenblick des Einschlafens und umfasst alle Aktivitäten die es benötigt, um unser Citta zu läutern, abzuhärten, zu beruhigen und zu schärfen, so dass wir am Ende des achtfachen Pfades die vollkommene Erleuchtung, das Beenden von jeglichem Dukkha, bewerkstelligen können.
Das ist grob skizziert die Wanderroute, die der erhabene Buddha uns hinterlassen hat. Diesen Weg bis zum Ende gehen zu können ist das Privileg der Mönche und Nonnen. Laien können, die erste und zweite Stufe der Erleuchtung erreichen, bleiben dann aber stecken, weil sie sich von weltlichen Angelegenheiten nicht frei machen wollen.
Ein Gleichnis des Citta-Bhāvanā hat uns der erhabene Buddha selbst genannt. Die zehte und letzte Fessel ist Avijjā, die Unwissenheit und ICH-Illusion. Wir kämpfen am Schluss also gegen uns selbst. Der Erhabene sagte, dass es einfacher sei, ganz alleine gegen eine tausend Mann starke Armee zu siegen, als sich selbst zu besiegen. Er sagte, wir müssen und so trainieren, wie ein König seinen persönlichen Kriegselefanten trainieren lässt. Der darf vor Kriegsgeschrei, Pauken und Trompeten keine Angst haben und nicht schreckhaft sein, sonst würde er den König abwerfen. Er muss gegen Pfeile, gegen Speerspitzen, gegen Axthiebe und Schwerterschläge immun sein. Er darf nicht zurückweichen, sondern seinen König wohltrainiert in die Schlacht führen. Weder darf er erschrecken, noch zögern, noch stolpern oder zurückweichen.
Das sind sehr kriegerische Worte des erhabenen Buddha. Er wusste ja ganz genau, dass mit Liebe alleine keinen Blumentopf zu gewinnen ist. Liebe und ihr Gegenteil der Hass kommt beides aus unserem Herzen und um es noch genauer zu sagen, es kommt aus ein und demselben Punkt in unserem Herzen.
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