Dieser Artikel ist die Fortsetzung von Meditation, was ist das eigentlich?
Es ist an der Zeit, dass wir uns mit der formellen Meditation befassen. In diesem Text benutze ich keine Palibegriffe, sondern beschreibe die entsprechenden Worte in Deutsch. Die Ausnahmen sind Citta und Avijja. Dadurch gewinnt der Text an Lesefluss, verliert aber die Exaktheit der einzelnen Begriffe.
Im Sitzen, Gehen, Stehen und Liegen
Der erhabene Buddha lehrte vier Positionen, in denen wir formelle Meditation ausüben können. Schauen wir zuerst diese Körperhaltungen an.
Wir können uns, mit vor dem Körper gekreuzten Beinen hinsetzen, den Oberkörper aufrichten und mit der Meditation beginnen. Zu Beginn und in der Not, tut es auch ein Stuhl oder ein Meditationsschemel. Davon rate ich aber ab. Denn wenn wir in der Meditation an den Punkt gelangen, wo der Geist beginnt den Körper loszulassen, sich eben dieser Geist Sorgen macht, ob der Körper nicht umkippt, wenn er ihn nicht mehr kontrolliert. Diese Angst wiederum belebt den Geist dermassen, dass Unruhe in den Geist einkehrt. Das bewirkt, dass der Geist den Körper festklammert, anstatt ihn lozulassen. So kann keine Ruhe einkehren.
Für die Meditation im Gehen brauchen wir eine Strecke, wo wir auf- und abgehen können. Wir gehen dann vom einen Ende des Pfades zur anderen, drehen uns langsam, am Ort um und gehen zum anderen Ende. immer hin und her. Dieser Pfad kann im Wald, im Garten, in Wohnungsflur oder sonst wo sein.
Zur Position im Stehen gibt es nicht viel zu sagen, einfach still stehen bleiben und sich auf das Meditationsobjekt fokussieren.
Die Position im Liegen ist in einer Seitenlage auszuführen. Da ich sehr wenig schlafe birgt mir diese Position die Gefahr, dass ich einschlafe, anstatt zu meditieren. Ich benutze sie aber täglich beim Aufwachen und beim Einschlafen. Das sind zwei sehr kurze Meditationen. Beim Aufwachen erinnere ich mich bewusst daran, wo ich bin, was ich gerade denke, wie ich mich fühle und was meine nächste Tätigkeit ist. Das ist eine Meditation zwischen zehn Sekunden und einer Minute. Beim Einschlafen fokussiere ich mich auf das Wort Buddho und schlafe ein. Auch das ist eine sehr kurze Meditation.
Jetzt kennen wir die vier Körperhaltungen, die uns alle Arten der Meditation erlauben. Schauen wir uns die verschiedenen Arten etwas genauer an.
Meditationsarten
Der erhabene Buddha lehrte zwei Arten von Meditation, wobei er die beiden nie voneinander trennte. Deshalb sind es eigentlich nicht zwei, sondern nur eine Art. Was ändert ist die Verlagerung des Schwergewichtes von links nach recht oder von rechts nach links.
Als er selbst noch lernte, besuchte er zwei Lehrer, die ihn in der Ruhemeditation ausbildeten. Der Erhabene machte schnell Fortschritte und konnte seinen Geist ganz zur Ruhe kommen lassen. Er erreichte die höchste Meditationsvertiefung, aber nichts wesentliches geschah. Erst als er alleine für sich meditierte merkte er, dass sich zur Ruhe noch die Einsicht gesellen muss. Ruhe und Einsicht bewerkstelligen die Heilung.
Ruhemeditation
Die Ruhemeditation ist in jeder der oben beschriebenen, vier Körperhaltungen durchführbar. In dieser Meditation geht es darum, die zahlreichen Aktivitäten des Cittas zur Ruhe kommen zu lassen.
Es mag komisch klingen, aber die Ruhe kann nicht hergestellt werden, sie ist nämlich schon da. Nur arbeitet es in unserem Citta so laut, dass die Ruhe nicht wahrnehmbar ist. Es ist wie in der Natur. Am Tag hören wir Autos, Flugzeuge, Vögel, Hühner, Grillen, Musik und andere Geräusche. Wenn es Nacht wird, verstummen diese Lärmquellen nach und nach. Was übrig bleibt ist die Ruhe.
Die Ruhemeditation vergleiche ich mit der Arbeitsweise eines Kühlschrankes. Es ist ja nicht so, dass die Technik Kälte in den Kühlschrank pumpt, sondern dass sie die Wärme aus dem Kühlschrank absaugt. Die Kälte im Innenraum des Kühlschrankes ist schon da, bevor wir diesen überhaupt einschalten. Nur verhindert die Raumtemperatur, dass wir sie wahrnehmen.
Stellt sich die Frage, wer für den Lärm, die Unruhe in unserem Citta verantwortlich ist. Es sind Avijja, Gier und Hass. Jetzt stellt sich die Frage, wie wir die aus unserem Geist bekommen um einen heilsamen Geisteszustand zu erlangen. Das geschieht durch unser Interesse für das Meditationsobjekt. Je intensiver dieses Interesse ist, desto ruhiger werden Avijja, Gier und Hass. Unser Geist kann zur gleichen Zeit nur eine einzige Aktivität tun. Indem wir uns zu jeder Zeit voll und ganz dem Meditationsobjekt widmen, können Avijjā, Gier und Hass nicht aktiv werden. Was komplett falsch wäre ist, die drei direkt anzugehen und mit ihnen zu streiten. Hass mit Hass zu bekämpfen ist, Öl ins Feuer zu kippen.